Mit dem fuchsroten Kopf und dem roten Schnabel im Prachtkleid ist die männliche Kolbenente unverkennbar. Interessant ist die Herkunft des Namens: Kolben bedeutet ursprünglich Keule bzw. klumpenförmiger Gegenstand.
Im Vergleich zu anderen Enten fällt der Erpel (Männchen) auf durch sein Kopfgefieder, das ihm den „klumpenförmigen“ Kopf verleiht. Ein weiteres Merkmal ist sein leuchtend roter Schnabel. Hals, Brust und Unterseite sind schwarz, die Flanken weiss, die Iris rot. Im Schlichtkleid sieht das Männchen dem Weibchen sehr ähnlich, jedoch ist es gut am roten Schnabel und der roten Iris zu erkennen.
Das Weibchen ist bescheidener gefärbt, sein Gefieder ist braunbeige, Wangen Kehle und Hals hellgrau, auffallend ist der dunkle Scheitel.
Das Verbreitungsgebiet der Kolbenente bildet vor allem Zentralasien, „unsere“ Kolbenenten hingegen gehören zur südwest-/mitteleuropäischen Population, die sich genetisch auch unterscheidet. Die Hauptbrutgebiete dieser Population liegen in Spanien. Die exotisch anmutende Kolbenente erreichte Mitteleuropa erst im 20. Jahrhundert und brütete 1927 zum ersten Mal am Schweizer Ufer des Untersees (Bodensee).
Inzwischen sind die Vögel im Herbst und Winter in grossen Schwärmen anzutreffen, vor allem am Boden- und Neuenburgersee.
Diese Zunahme ist aussergewöhnlich, ebenso die Tatsache, dass sie nicht wie andere Enten vom Norden zu uns kommen, sondern aus Südwesteuropa.Dies ist einem besonderen Umstand zu verdanken: In den Achtzigerjahren trockneten in Spanien infolge Wasserknappheit viele Gewässer aus. Die Kolbenenten suchten bessere Bedingungen und fanden sie bei uns. Die Wasserqualität unserer Seen hatte sich markant verbessert, da in der Zwischenzeit phosphathaltige Waschmittel verboten wurden, wovon die Kolbenente als ausgesprochene Pflanzenfresserin profitierte. Ihre Nahrung – die Armleuchteralgen – konnten im nährstoffärmeren Wasser wieder wachsen. Diese Unterwasserpflanze bildet die Hauptnahrung der Kolbenente.
In den Wasservogelreservaten am Neuenburger und Untersee kann sie ungestört nach diesen Pflanzen tauchen, da es auch keine Störungen durch die Jagd gibt.
Ein Ausflug an den Bodensee im Herbst/Winter lohnt sich, mehrere tausend überwinternde Kolbenenten können hier manchmal aus nächster Nähe beobachtet werden. Der Herbstzug mit Zuzüglern setzt bereits im August ein, verstärkt sich danach markant und kann bis zum Januar dauern.
Einige Kolbenenten-Paare bleiben das ganze Jahr bei uns und brüten hier, allerdings ist der Brutbestand mit 210 bis 300 Paaren (2013 – 2016) klein, wenn man bedenkt, dass rund 30‘000 Individuen den Winter bei uns verbringen. Da die Winterverbreitung der Kolbenenten auf wenige Schweizer Gewässer beschränkt ist, sind diese von grosser Bedeutung und deshalb trägt die Schweiz für die Erhaltung der Art eine besondere Verantwortung.
Bereits im Herbst beginnt die Balz, es ist zu Beginn eine Gruppenbalz, diese Gesellschaftsbalz geht später in eine Einzelbalz über. Oft taucht das Männchen mit Pflanzenteilen im Schnabel auf und übergibt diese dem Weibchen, man bezeichnet dies als „Balzfütterung“, bei Enten ist das aber eher die Ausnahme. Zwischen dem Eintreffen im Brutrevier und bis zum Bau des Nestes können mehrere Wochen vergehen.
Das Nest legt die Kolbenente in dichter Vegetation in Ufernähe an. Gewöhnlich ab Ende Mai und im Juni erfolgt die Eiablage. Das Gelege umfasst 8 bis 11 Eier, es können aber auch deutlich mehr sein. Grosse Gelege sind ein Hinweis darauf, dass mehrere Weibchen ein Nest nutzen.Es kommt auch vor, dass Kolben-enten Eier in andere Entennester legen. So ist es möglich, dass eine Stockentenmutter nicht nur eigene Jungen führt, sondern „fremde Kinder“ als Ziehmutter mitbetreut, was für Vogelbeobachter natürlich ein spezielles Ereignis ist. Die Küken der Kolbenente sind am einfarbig gelblichen Gesicht erkennbar. Das Weibchen bebrütet die Eier während 26 bis 28 Tagen, die Küken sind Nestflüchter, aber erst nach 6 – 7 Wochen flugfähig.
Die ausführliche Dokumentation zum heutigen Vogel des Monats für den Unterricht finden Sie hier:
archive
Kolbenente.
(4.95 MB)
Ich danke Edith und Beni Herzog herzlich für die interessanten Informationen und die wunderbaren Fotos sowie die Audio-Aufnahmen. Auf ihrer Webseite benifotos.ch sind die Bilder grösser und noch prächtiger zu sehen.
Zielgruppe: 3. - 6. Klasse
Bezug Lehrplan 21: NMG 2.1 NMG 2.3 NMG 2.4 NMG.2.6